(Hier findest du den vollständigen Jahresbericht 2022 mit zusätzlichen Bildern als PDF)
Das Jahr 2022 war für die Jungen Grünen Schweiz anstrengend. Doch allem voran war es wahnsinnig erfolgreich, ereigniss- und lehrreich. Der Januar startete mit einem Ende und zwar dem von der Unterschriftensammlung für das Frontex-Referendum. Nach einem ursprünglichen bangen, ob die 50’000 Unterschriften rechtzeitig zusammenkommen, wurden mehr als sagenhafte 62’000 Unterschriften eingereicht. Ein grosser Erfolg für das Kollektiv und die vielen junggrünen Mitglieder, die mitangepackt und -gefiebert haben.
Zwei Tage später, am 22. Januar, stand bereits die wichtigste junggrüne Veranstaltung des Jahres vor der Tür: Die Jahresversammlung. Einmal mehr online via Zoom, dafür umso wegweisender. Passend zur Stunde verabschiedeten wir unsere Resolution “Frontex abschaffen!” - für eine neue europäische Flucht- und Migrationspolitik. Ausserdem erwarteten die Mitglieder…
Weil die Pandemie das Sammeln von Unterschriften für unsere Umweltverantowrtungsinitiative auf den Strassen stark einschränkte, führten wir am 05. Februar einen Krisen-Workshop durch (online versteht sich) mit dem Fokus auf alternative Sammelmöglichkeiten. Dabei entstanden viele Ideen, motivierende Energie und dieses süsse Bild:
Natürlich begleiteten uns auch dieses Jahr wieder viele Abstimmungsvorlagen. Am 13. Februar zum Beispiel, als die Schweiz JA zum Schutz vor Tabakwerbung und Nein zum Medienpaket, der Stempelsteuer und der Tierversuchsverbotsinitiative sagte. Diese Resultate konnten natürlich nicht unkommentiert bleiben und wir nutzten die Gunst der Stunde, um unsere Forderung nach einem allgemeinen Werbeverbot zu platzieren. Zudem forderten wir in einer Petition die Entwicklung einer langfristigen Strategie, auf Tierversuche verzichten zu können. Nach dem Abstimmungssonntag ging es nahtlos weiter mit der Aromantic Spectrum Awareness Week. Eines von vielen queeren Themen, die wir das Jahr durch auf Social Media begleiteten.
Am 24. Februar überfällt Russland die Ukraine. Nachdem wir die Tage zuvor bereits vor dem Nordstream 2 in Zug und vor der russischen Botschaft in Bern protestiert hatten, überkam uns das Bedürfnis, in dieser scheinbar aussichtslosen Situation ein bedeutsames Zeichen zu setzen. Wir entschieden uns, eine Friedensdemonstration zu organisieren.
Spät am Abend schrieben wir andere Vereine, Parteien und Bewegungen an, ob sie mit uns eine Allianz für den Frieden gründen möchten. Und drei Tage später schritten wir gemeinsam mit 20’000 Menschen durch die Berner Strassen, um unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und der Widerstandsbewegung in Russland zum Ausdruck zu bringen. Auf die Friedensdemonstration folgten weitere. Es gab offene Briefe, Kundgebungen, Mahnwachen und Spendenaufrufe. Wir forderten weltweite militärische und fossile Abrüstung und starke Sanktionen. Und wir setzten uns für den schnellstmöglichen Schutz aller Menschen auf der Flucht aus der ganzen Welt ein - sei es in der Arena zum Thema “Schutzstatus S” oder beim Abstimmungskampf zusammen mit dem Frontex-Referendum. Auch für dieses Referendum marschierten wir auf der Strasse bei Demonstrationen, mobilisierten unser Umfeld mit Flyern und Sticker und organisierten in Brugg eine Podiumsdiskussion mit dem GRÜNEN Europaparlamentarier Erik Marquardt.
Gleichzeitig fanden auch die Abstimmungen über das Transplantations- und das Filmgesetz statt. In einer Allianz mit drei weiteren Jungparteien machten wir uns für das Filmgesetz und die Schweizer Filmbranche stark. Nach anstrengenden und aufwühlenden Wochen voller Arbeit, fand unser Osterlager, das Green Earth Festival, statt. Über 100 junggrüne Menschen versammelten sich in Uster für Workshops, zu unter anderem gewaltfreier Kommunikation, Rhetorik in der Politik und der AHV. Wir spielten Geländespiele und Volleyball, bastelten “Abolish Frontex” - Schmuck und genossen Poetry Slams am Lagerfeuer. Wir hielten eine Mitgliederversammlung ab, verabschiedeten eine Resolution “Solidarisch für den Frieden” und gingen alle, zwar müde, aber auch bestärkt wieder nach Hause.
Im Juni fand ein weiteres Lager statt: Zwei unserer junggrünen Mitglieder waren in Karlsruhe an der General Assembly von FYEG - der Federation of Young European Greens. Auch sie haben viel diskutiert, über Resolutionen (slava ukraini) und Statutenänderungen abgestimmt, oft zusammen gelacht und manchmal auch ein paar Tränen verdrückt. Im Juni waren wir auch an der Pride, am Christopher Street Day und an der Bulle Pride. Wir erinnerten uns, wem wir die Pride Riots zu verdanken haben: Dem mutigen und unermüdlichen Einsatz von trans women of color und anderen queeren Aktivist*innen. Wir kämpften gegen das Cis-Tem (das cis-normative System) und standen für trans Rechte ein. Wir verteidigten das Recht auf Abtreibung und gingen “hot and unbothered” durch die Strassen.
Langsam aber sicher wurde der junggrüne Sommer aufgeheizter als das Klima: Wir machten Stimmung für die Initiative gegen Massentierhaltung, indem wir Wohnungsinserate für Hühner und Schweine aufschalteten. Wir bekämpften zwei AHV-Abbau-Vorlagen und das Verrechnungssteuergesetz. Wir lancierten mit der JUSO und weiteren Verbündeten die Initiative für eine Zukunft und forderten eine 24-Stunden-Arbeitswoche.
An der Mitgliederversammlung vom 13. August verabschiedeten wir uns nach langjährigem Engagement von Co-Präsident Oleg Gafner und Geschäftsleitungsmitglied Jeremias Brem. Wir wählten in einer Kampfwahl Margot Chauderna an die Seite von Julia Küng ins Co-Präsidium und Michael Huber neu in die Geschäftsleitung der Jungen Grünen.
Mit dieser Verstärkung protestieren wir gegen den (B)Irrsinn (der geplante Bau eines Ölkraftwerkes in Birr) und auf der Strasse an globalen Klimastreiks. Wir solidarisierten uns mit den Aktivistis von Debt for climate, die die Raffinerie in Cressier blockierten und mit der “Jin - Jiyan - Azadî” Bewegung, sowie allen Menschen, die im Kampf gegen das Patriarchat ihr Leben riskieren und verlieren. Wir kritisierten alte und neue Bundesrät*innen und vernetzten uns an Netzwerktreffen mit GRÜNEN aus der ganzen Schweiz. Wir waren vor dem Coop am Unterschriften sammeln und Zuhause vor dem Computer an Arbeitsgruppensitzungen. Der Sommer war gespickt mit politischem Engagement und plötzlich war er vorbei.
Die letzte Mitgliederversammlung des Jahres fand am 5. November in Neuchâtel statt. Wir verabschiedeten die Resolution “Energiewende jetzt!” für einen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, sowie ein Positionspapier Migrationspolitik für ein menschenwürdiges Asylsystem. Wir präsentierten unsere niegelnagelneue Mitgliederzeitschrift “Engagé” und läuteten den finalen Schlussspurt der Umweltverantwortungsinitiative ein.
Im November ging es weiter mit überparteilicher Zusammenarbeit: Zum einen bei einer Aktion mit Pro Juventute, wo alle Jungparteien gemeinsam mehr Ressourcen für die psychologische Versorgung von Kindern und Jugendlichen forderten. Und zum anderen an den 16 Tagen gegen Gewalt an Frauen, wo wir auf alle Formen geschlechtsspezifischer und patriarchaler Gewalt aufmerksam machten.
Bei einem Kampagnentag legten wir noch die Grundsteine für unsere Nationalratswahlenkampagne für das nächste Jahr. Unter anderem definierten wir die drei Schwerpunktthemen unserer Kampagne, namentlich:
Am 18. Dezember trafen wir uns 2022 zu einer letzten Aktion in Bern: Gemeinsam boykottierten wir die Männer-Fussballmeisterschaft und organisierten das erste junggrüne Fussballturnier überhaupt. Das Turnier war ein Zeichen für Menschenrechte und gegen Korruption. Es war aber auch einfach sehr lustig! Trotz starker Konkurrenz, konnten sich schlussendlich die Berner*innen durchsetzen und den diesjährigen Titel für sich gewinnen.
Und so ging das junggrüne Jahr zu Ende. Wir haben viel erreicht und noch mehr dazugelernt. Wir bedanken uns bei all unseren Sympathisant*innen für ihre Unterstützung. Unseren Mitgliedern möchten wir mit Blick aus der Zukunft Mut zusprechen, dass die Umweltverantwortungsinitiative zustande kommen wird (aber dazu mehr im 2023 😉) und auch ihnen von ganzem Herzen für ihren Einsatz und ihr Durchhaltevermögen danken. Wir können es kaum erwarten, mit euch an unserer Seite in das neue Jahr zu starten und in der ganzen Schweiz Stimmung zu machen für eine solidarische, nachhaltige und feministische Zukunft! 💚
Solidarische Grüsse
Vera Becker, für die Geschäftsleitung der Jungen Grünen Schweiz